SAMSTAG 15 JANUAR 2022​

Hier einmal ein eher technischer Update, was so alles läuft und wir uns überlegen:

 

  1. Wind und Wetter: Wir erhalten von drei Quellen sehr gute Informationen – tägliches Briefing der Rennleitung, Wetter-Websites und per Telefon von Marco, einem ehemaligen Offshore-Regatteur. Ohne Sat-Phone wäre das natürlich nicht möglich und wir nutzen die enge Bandbreite jeweils mittags so gut es geht. Sonst erhalten wir weder Whatsapp noch Nachrichten und wissen – oh Schreck – immer noch nicht, ob Djokovic spielen darf oder wie sich andere weltpolitisch ähnlich wichtige Themen entwickeln… Konklusionen der drei Wind/Wetter-Quellen sind klar: Wir werden zwischen den zwei nördlichsten Inseln von Kap Verde durch und dann auf einem Grosskreis nach St. Lucia segeln. Die Passatwinde werden uns dabei hoffentlich etwa 10 Tage vorantreiben. Für diese ca. 2000sm werden wir höchstwahrscheinlich nur Grosssegel und Fock benötigen. Heute haben wir deshalb den Code Zero und Gennacker fest verstaut und einen sehr starken Bullenstander montiert (dieser verhindert bei einer ungewollten Halse ein wildes Rumschlagen des Baums).
  2. Segeln – hmm: Eigentlich ist das nicht ganz ehrlich, denn zur Zeit motoren wir, weil wir uns mitten in einem untypischen und sehr grossen Flautenloch befinden. Da wir auf jeden Fall eine Tankreserve benötigen, haben wir unsere Drehzahl nach verschiedenen Berechnungen auf 1350 RPM fixiert. Damit benötigen wir nur 8.2lt/h und fahren mit 7kn, was grob 200lt und 170sm pro Tag bedeutet – mit unserem 1900 lt Tank können wir somit etwa 9 Tage motoren, was sicher nicht notwendig sein wird. Interessant: Bereits die leichte Erhöhung der Geschwindigkeit auf 8.5kn erhöht den Verbrauch auf 20lt/h, was unsere Motor-Reichtweite drastisch reduzieren würde. Ob wir beim Autofahren auch so Treibstoff-effizient fahren?
  3. Energiebedarf beim reinen Segeln: Unsere verschiedenen Systeme – vom Autopilot, Navigationslichter, Lüftung, Entsalzungsanlage bis hin zum Herd und Backofen – benötigen auch recht viel Energie. Dazu lassen wir unseren Generator etwa 1-2h pro Tag laufen. Ein absoluter «Energiekiller» ist übrigens air conditioning. Dafür müssten wir den Generator ständig laufen lassen. Zum Glück ist aber das Wetter angenehm und auch dank dem Fahrtwind erübrigt sich dieses Thema. Nachts tragen wir aber, nebst den Rettungswesten, immer noch unser Ölzeug, weil es immer noch recht kühl sehr feucht wird.
  4. Wasserbedarf: Wir sind ja keine Studenten/-innen mehr und verzichten ungern auf die tägliche Dusche. Ebenso wird das Geschirr wie zuhause stets sauber gereinigt und die Waschmaschine kann bis jetzt auch alle 3-4 Tage laufen. Im Durchschnitt sind dies etwa 350lt pro Tag, was von der Entsalzungsanlage in 2h produziert wird. Maritim wird diese Anlage als Wassermacher bezeichnet und Blogs von Atlantiküberquerern sind voll von Problemen und Fehlfunktionen damit. Entsprechend behandeln wir unseren Wassermacher mit allergrösster Vorsicht und halten uns streng an die Bedienungsanleitung (was natürlich doch eher die Ausnahme ist…).
  5. Rangliste ARC: Wir sind natürlich wegen den drei Tagen Segelreparatur in Las Palmas im Rückstand. Mit unserem knappen Wissenstand scheint uns, dass eine Yacht (Mowgli) eine sehr mutige Nordroute gewählt hat und mit grossem Abstand führt. Wir hoffen, dass wir dank unserer Grösse (bei Segelyachten gilt grundsätzlich «Länge läuft») in den nächsten 10 Tagen einige Plätze aufholen können; taktisch gibt es aber kaum Aufhol-Möglichkeiten für uns, da mit Ausnahme von Mowgli alle anderen Konkurrenten eine ähnliche Route gewählt haben.
  6. «Animal Encounter»: Delphine 322 (drei verschiedene Sorten), Wale 36, Vögel 24, Schildkröten 16, Mondfisch 2 und Moskito Möglicherweise werden wir in Cap Verde kurzzeitig mobile Verbindung haben. Seid deshalb auf tausende von Fotos und Videos gefasst!