FREITAG 14 JANUAR 2022
Ein flotter Wind treibt uns die ganze Nacht mit 6-9 Knoten vorwärts in Richtung Kap Verde, welches weiterhin rund 500 Seemeilen entfernt liegt. Nur wenige andere Schiffe treffen wir an und auch keine mit Blitzlichter ausgerüstete Fischernetze treiben auf unserem Track. Traumhaftes Segeln bei Nacht mit wenig Wellengang. Der Sternenhimmel schwächelt etwas, da der Mond schon sehr hell leuchtet, aber Orion, Löwe, Perseus und andere grosse Konstellationen funkeln auf uns herab.
Die größte Herausforderung ist die achterliche Windrichtung, die uns stetig näher an die afrikanische Küste bringen will. Da wollen wir aber nicht hin wegen möglicher Piratenattacken oder Flüchtingsboote. Wir können aber nicht einfach mehr nach Steuerbord steuern, da die Segel dann stark zu schlagen beginnen. Das ist nicht gut für Segel, Rigg und die schlafende Crew. Eine knifflige Aufgabe, die viel Aufmerksamkeit verlangt aber auch wach hält.
Leider fällt der Wind entgegen der Prognose nicht erst am Nachmittag, sondern bereits am frühen Morgen zusammen. Schade, aber solche Flauten hat bereits Kolumbus auf dieser Route erfahren. Da wir weit hinter dem Feld liegen, wird der Motor eingeschaltet und werden Kindles und Topolinos an Deck gebracht. Der erste Lesetag! Wir alle lesen Bill Gates Buch über Klimawandel und Ayelet Gundar-Goshens Buch “Wo der Wolf lauert”. Das gibt sicher spannende Diskussionen an Bord!
Wir alle haben erwartet, dass die Zeit auf dem Atlantik endlos langsam ticken würde, aber auch dieser Tag vergeht wie im Flug. Lesen, Sportprogramm mit Coach Gery, Essen, Plaudern, Wetterprognosen studieren, Plaudern, Schlafen, Steuern, respektive Autopilot überwachen…
Und, als absolutes Highlight des Tages tanzt eine grosse Schule mit Dutzenden von Delfinen vor dem Bug der Kalia. Ein herzerwärmendes Erlebnis, immer wieder!
Dann noch schnell ein weiterer schöner Sonnenuntergang mit grünem Blitz, ein feines Abendessen mit Rindsfilet und zwanzigjährigem Bordeaux aus Christians Weinkühler und schon wieder ab ins Bett oder auf die erste Nachtwache, just mit Überflug der ISS.
Tolles Bordleben, bislang ohne Koller; aber wir sind ja erst 3 Tage unterwegs
