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DIENSTAG 25 JANUAR 2022
ENDLICH, ENDLICH, ENDLICH ist der Wind heute wieder einmal so stark, dass wir anständig segeln können und d*er Steuer*frau nicht bei jeder Welle zittern muss, ob der hohe Atlantikswell die Yacht wieder so stark seitlich legt, dass die Segel ins Rigg schlagen.
Wir sind alle etwas frustriert, dass die Wettervorhersagen der letzten 14 Tage oft nicht so ganz richtig zutreffen wollten, dass sich die Flaute über Nacht unerwarteterweise verlängerte – oder, dass das Starkwindband überraschend vor uns vorbeigezogen ist… , bislang leider fast immer zu unseren Ungunsten.
Meteorologen scheinen wie Software-Provider zu sein. Ihre Dienste sind gespickt mit Fehlern, jeden Tag gibt es einen neuen Release und sie tragen keine Verantwortung für die Konsequenzen. So haben wir leider schon viel zu viel Strecke unter Motor zurücklegen müssen.
Glück im Ungemach aber ist, dass unser Motor wesentlich weniger Diesel pro Stunde verbraucht als ursprünglich gedacht und wir deshalb wesentlich mehr Motorreichweite haben. Ansonsten verbrächten wir allenfalls sogar noch Ostern dümpelnd und mit Angeln beschäftigt auf dem 45. Längengrad
Aber heute stimmt’s bislang recht gut:
Area PP:
25/06 GMT(T + 0): WINDS NE-E(45 – 90) 07-16KTS. SEAS 1-3 SWELLS N-NE 4-6FT
(7SEC). SKIES PARTLY CLOUDY. ISOLATED SHWRS/SQUALLS*. CURRENTS FROM ENE @ 0.3KTS.
25/18 GMT(T + 12): WINDS NE-E(45 – 90) 07-15KTS. SEAS 1-3 SWELLS N-NE
3-5FT (7SEC). SKIES PARTLY CLOUDY. ISOLATED SHWRS/SQUALLS*. CURRENTS FROM ENE @ 0.5KTS
Dies ist das tägliche Wetterbulletin der „Atlantic Rally of Cruisers“-Organisatoren für 10 Regionen zwischen Kap Verde und Santa Lucia. Zur Zeit segeln wir in der Region PP, welche zwischen den Breitengraden 12°-17° und Längengrad 40°-47° liegt.
Als weitere Quelle lädt unser Skipper täglich zwei Mal sogenannte Grib-Files herunter. Im wesentlichen sind dies mit Wind-Pfeilen bedruckte Meereskarten, aus welchen wir Windstärke und -Richtung ablesen können.
Das beste Tool jedoch heisst Timezero. Hier kann auf einer dynamischen Windkarte der nächsten Tage eine virtuelle Yacht verschoben werden. Toll gemacht, die Krux aber ist die Durchschnittsgeschwindigkeit, die man selbst eingeben muss…
Aufmerksame Leser* haben wahrscheinlich bemerkt, dass wir nun schon 16 Tage unterwegs sind und noch mitten auf dem grossen Tümpel sind. In der ursprünglichen Grobplanung wollten wir zu diesem Zeitpunkt bereits in der Karibik am Sonnenbaden sein. Ob da wohl ein ehemaliger Berater hinter dieser Vorhersage steckt… (Haha, lustiger Witz, geschrieben auch von einem ehemaligen Berater.)
Jänu, so geniessen wir eben die unendliche Weite des Atlantiks noch etwas länger Das ist wahrlich ein einmaliges Erlebnis. Der Rundum-Blick ist faszinierend, Quellwolken und blauer Himmel wie aus dem Aquarell und die Sonnenaufunduntergänge fast schon kitschig.
Trotz Leere um uns herum kommt kein Gefühl von Leere auf. Und, apropos unendliche Weite: Da wir auf der Kalia unsere Augen ca. auf 4 Meter über Meer haben, liegt die Kimm (seemännisch für Horizont) in rund 4 Seemeilen Distanz. Somit sehen wir etwas weniger als 200 Quadratkilometer Fläche um uns herum, wesentlich weniger als bei schönen Wetter vom Uetliberg aus.
Und bald sind wir nicht mehr alleine. Die Segelyacht Thula kommt in Reichweite. Sie ist zwar noch Seemeilen weg und der Rumpf noch hinter der Kimm, aber unser Sperberauge Marjon hat bereits den oberen Teil ihres Segels entdeckt. Über UKW haben wir kurz mit der Mannschaft gesprochen und ihr gesagt, dass wir backbords vorbeisegeln wollen
-Andreas