DIENSTAG 18 JANUAR 2022​

Noch bevor ich den ersten Satz schreiben kann, ruft Gery: Da, da! Ein Schwarm fliegende Fische! In der Tat sehen wir jetzt immer häufiger fliegende Fische. Seit heute früh sind wir am Segeln, juhui! Da wir heute noch keine Delfine gesehen haben, kommt die Theorie auf, dass sie vielleicht eher kommen, wenn sie das tiefe Brummen eines Motors hören? Könnte sein, wer weiss – wir können es ja nicht googeln ;-))

Heute erzähle ich euch mal ein bisschen über unseren Alltag:

Christian hat einen Wachplan ausgearbeitet, nach dem wir uns immer in derselben Reihenfolge ablösen und deshalb jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten Wache schieben. Das geht so: Die Nacht dauert bei uns von 18:00 – 09:00 Uhr – und zwar UTC – bis wir in St. Lucia sind. Da schieben wir dreistündige Wachen zu Zweit, von sechs bis neun Uhr, von neun bis Mitternacht, dann kommt die sogenannte Hundewache, von Mitternacht bis drei Uhr, usw. Die beiden Crewmitglieder, die abends um sechs Uhr anfangen, kommen auch in den Genuss des Tagesanbruchs, weil sie bereits um sechs Uhr morgens wieder dran sind.

Nach neun Uhr morgens steht dann – immer noch in der gleichen Reihenfolge – nur eine Person am Steuer. Dies ist gut so, denn nur so hat auch wirklich jemand immer die Übersicht und die Situation voll im Griff. Man weiss ja, wie es sonst wäre; alle sitzen an Deck, Plaudern, Trinken, Lesen, und jeder meint, dass alle ein bisschen schauen…. Doch diejenigen unter euch, die auch schon mal Segeln waren, wissen – bei soviel Teamgeist kommt es meistens nicht gut.

In unserem Wachplan hat Christian auch festgelegt, dass jedes Wachteam jeweils alle vier Tage auch Küchendienst hat. Das Küchenteam kümmert sich ums Mittag- und Abendessen, und um Kaffee, Schöggeli oder Guetsli nach jeder Mahlzeit. Das Frühstück nehmen wir individuell ein, denn wir schlafen ja auch ziemlich verschoben.

Küchendienst klingt easy peasy, aber mit Wind, Wellen und Atlantikswell kann es in der Kombüse zuweilen zu einem rechten Balanceakt werden, eine Mahlzeit hinzuzaubern und in acht Schüsselchen das Essen an den Mann und die Frau zu bringen. Also ganz ehrlich: Um eine einfache Mahlzeit zuzubereiten, dauert es drei Mal länger als in der gewohnten Küche zu Hause! Wir essen nur mit Gabel, mit den Schüsselchen im Schoss oder auf den Knien. Das Essen irgendwie noch mit Messer klein zu schneiden liegt nicht drin, drum wird alles häppchengerecht gekocht und serviert.

Dies ist bis jetzt aber noch jedesmal gut gelungen, mmmhhhh! Wir kochen alle echt lecker! Okee, wir hatten die letzten sechs Tage ja auch meist Flachwasser wie Joghurt, wie die Griechen sagen, und da konnten wir auch etwas ausschweifender kochen. Die echte Herausforderung ist ja, dass man immer vorausdenken muss, wenn ich dies hier hinstelle, rutscht es dann, ist es sicher oder schleift es gleich über die ganze Küchenkombination auf den Boden?

Das gilt, wie bereits einleitend geschrieben, insbesondere ab heute, denn wir motooooren nicht mehr, sondern wir segeln. Juhui!